Nein – das Romanschreiben ist keine schwere Geburt. Als Mann sollte man den Vergleich sowieso nicht gedankenlos raushauen. Man sollt schon wissen, wovon man redet.
Was ich allerdings sagen kann: Es ist eine ausfüllende Tätigkeit. Gefüllt bist du mit Wörtern und Sätzen und Pipapo, so dass reales Leben sich hinten anstellen muss, in der Schlange. Ums tierisch auszudrücken: Höhlenbär statt Partylöwe.
Nachdem der neue Fall vom Sandner „Fuchsteufelswild“ jetzt zu Datei gebracht ist –wird zumindest im Hirnstüberl wieder eine Ecke frei, für alternatives Gedankengut.
Zum Beispiel Gedanken über Viecher. Macht man sich immer wieder mal gern – dazu musst du kein Jäger, Hühnerfabrikbesitzer oder nackerter Antipelzdemonstrant sein. Der ein oder andere hat sogar einen vierbeinigen, sechsbeinigen oder multipel-flossigen Mitbewohner – die mikroskopisch-kleinen Wesen nicht mitgezählt. (Ob man z.B. die Hausstaubmilbe oder diverse Mottenarten noch unter dem Begriff Haustier subsumieren kann, ist ja weniger eine biologische, denn philosophische Frage)
Wie ich so im Ammertal herumstrawanzt bin – die Gegend um Bad Kohlgrub spielt ja im neuen Roman eine nicht unwesentliche Rolle – hat ein Gastronom mir erzählt, dass unser einheimischer Reinecke Fuchs auch vor einem emigrierten Nandu in doppelter Fuchsgröße nicht Halt gemacht hat. Ins Freigehege geschlichen, Kopf abgebissen und fertig. Hunger kennt kein Gebot. Von wegen: Was ich nicht kenn, das fress ich nicht.“
Der Fuchs an sich scheint ein aufgeschlossener Gourmet zu sein. Wird für die Fleischfresser ja immer wichtiger.
Zum Beispiel wird ein Grauhörnchen nicht viel anders schmecken, als das knuffige, rötliche Eichhörnchen mit den Puschelöhrchen. Das gibt’s wahrscheinlich in absehbarer Zukunft nur noch als Plüscherinnerung beim Spielwarentandler. Dafür kommt amerikanische Importware für die Beutegreifer auf den Teller, respektive ins Maul.
Was sie uns von drüben schicken ist ja per se erst einmal brennend interessant. England haben die Grauen schon okkupiert, Italien ist die nächste Station auf dem Weg zur Hörnchen-Weltherrschaft bevor sie über die Alpen ziehen werden. Man kann nur hoffen dass die Grauen ihre überlegene Größe und Stärke keiner genetischen Manipulation verdanken. Mit ihren Rindviechern kennen die Amis da ja auch kein Pardon.
Und a pro Pos Importware – der depperte chinesische Marienkäferwird hoffentlich bei den Insektenvertilgern auf die Tageskarte gesetzt. Das narrische Tier macht es sich nämlich leicht – es frisst alles zam. Bei den Weinreben hört allerdings für mich der Spaß auf. (da beschleicht mich der paranoide Gedanke, die gepunkteten Fresssäcke sind eingeschleust worden, damit man am Ende chinesischen Wein saufen muss)
Wir Homo sapiens scheinen nicht ganz so innovativ zu sein, bezüglich Nahrungsaufnahme. Wie die Schimmelpilze machen sich Futterkrippen breit, die schmissigen Namen auf der Verpackung sorgen für die Unterscheidung – ausgepackt findet man die gleichen Ingredienzien, nur einmal rechtsherum gerührt, einmal links – oder bloß in Öl geschüttelt. Mahlzeit. Ein Getränk dazu?
Ob die Gleichmacherei in uns steckt, wär die Frage. Vielleicht ist das ein hirnorganischer Airbag. Da bist du auf sicherem Geläuf, wenn du einen Vergleich hast. Es schmeckt nicht ungewöhnlich, also scheint es nicht ungenießbar zu sein – zumindest haut es dich nicht augenblicklich vom Stangerl. Alles hat seine Zeit. Beruhigendes, sedierendes Futter für den Geschmackssinn – gustatorisches Überbleibsel aus der Steinzeit, wahrscheinlich.
Irgendwohin muss man eben alles ordnen und verknüpfen. So scheint das eingerichtet im Hirn, da lauert der Bürokratismus in jeder Windung. Sauber beschriftet wie die Marmeladegläser im Kellerregal. Aber, wie im wahren Leben ist das eh vergebene Mühe (den Tesafilm findest du auch nie, wenn du ihn grad brauchst).
Praktisch ist das allerdings fürs Verkäufertum, wenn die Leut dem inneren Drang nachgeben, das Bekannte zu hofieren – ob sie wollen oder nicht. Die Kleinwagen zum Beispiel haben ja alle kugelrunde Glubschbeleuchtung wegen dem Kaufanreiz durch Kindchenschemata. Wahrscheinlich kannst du bald Betreuungsgeld beantragen, wenn du dir ein motorisiertes Zwergerl zulegst. Das hätte, wirtschaftlich und lobbyistisch besehen, für die politischen Geldgurus, (dem Kindchenschemata optisch ja auch noch nicht entwachsen), einen äußerst selbst – befriedigenden Ansatz.
Farbkombinationen sollen freundliche Assoziationen schaffen, Hit-Schreiberlinge verwenden immer dieselben Pling-Plang-Tonfolgen, Pheromonduftwasser sollen die Madln anlocken, wie die liebestrunkenen Motten. Die Werbefuzzis erforschen bereits in Freilandversuchen, wie sie Babys im Mutterleib günstig prägen können, aufs eigene Fress-Produkt. (Da überfallen mich urplötzlich bizarre Ideen, bezüglich Hörbuchs…)
Irgendjemand scheint allerweil die Fernbedienung in der Hand zu halten, wenn du voller Entdeckerstolz glaubst, dich ganz eigenständig an etwas zu erfreuen. Neues zu entdecken wird einem nicht leicht gemacht, außer du findest zufällig ein verirrtes Elementarteilchen, wie du wieder mal auf der Suche nach dem Tesa bist. Da scheint das Hirn festgefahren im Wiederholungssumpf.
(Ein hoffnungsvoller Ansatz: Man frisst chinesische Marienkäfer. Das wär erstens innovativ – zum Beispiel als kulinarischer Farbtupfer statt den Kapern auf der Pizza – und zweitens immens nützlich)
Ich könnte das Gscheithaferl geben und behaupten, dass sind evolutionäre Gedankenergüsse – wenn man beim Tier anfängt und bei der Krone der Schöpfung endet – aber letzten Endes kommt der Mensch ja meistens auch nur als getuntes Viech daher.
Um wieder beim Fuchs aus dem Ammertal zu landen – der wird auch weiterhin ums Mäusemenü nicht drumrum kommen – aber er scheint allzeit bereit, sich dem Unbekannten zuzuwenden. Da scheißt der sich nix. Insofern wär das vielleicht schon ein exemplarisches Viech (seine reißerischen Ernährungsgewohnheiten mal beiseite gelassen).
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