Als die Sonne noch heruntergebrannt hatte, als möchte sie die Menschen zum Herbst hin gut durchbacken, durfte ich an der Kasse meines Lieblingsdiscounters Ohrenzeuge eines interessanten Zwiegesprächs werden.
Quengelnder Windelträger: „Ich will Eis!“
Geduldige Mutter: „Du wolltest doch Schokolade.“
Maximal quengelnder Windelträger: Ja, die auch!“
Pädagogisch-grenzsetzende Mutter: Entweder Eis oder Schokolade.“
Windelträger denkt lange nach: „…
Genervte Mutter: „Also Schokolade?“
Philosophischer Windelträger: „Schokoladeneis!“
Der Kurze ist auf jeden Fall zu Höherem berufen. Er vermochte seine Bedürfnisse erstens klar zu benennen und zweitens zielgerichtet auf die Realität zu übertragen.
Das lässt Hoffnung, dass da eine Generation heranwächst, die mit unseren weltumspannenden Dilemmata souverän umgehen wird – oder so ähnlich.
Das Katz oder Kater Prinzip ist ja nicht mehr up to date.
Wenn dich beispielsweise in der monogamen Beziehung die (psychischen) Fesseln quälen, beschließt du halt poliamourös zu sein.
Für Vegetarier gibt es vegane Bratwürste, für abstinente Suffköpfe alkoholfreies Bier, für Wiesnbesucher „Landhausmode“, und für die Leut, die das Gewissen plagt, wenn sie Ressurcen verprassen, gibt’s Ablasszahlungen mit Spendenquittung.
Dabei könnte ein ordentliches Dilemma auch spannend sein. Quasi eine kreative Herausforderung. Hopp oder topp oder doch was ganz anderes?
Gerade wenn du Bücher schreibst.
Die optimale, geschäftsankurbelnde Lösung wär es, wenn du einen englischen Zauberschüler kreierst, der die amerikanische Klischee-Variante von SM praktiziert. Das ganze spielt in einer beschaulichen Dorfkulisse, in der nebenbei ein grausiges Verbrechen passiert. Dazugemixt werden noch: diverse Schenkelklopfer, eine schöne Naive zwecks amouröser Verstrickung, sowie der Depp vom Dienst und ein düsteres Familiengeheimnis. So in etwa. Klassisches Schokoladeneis halt.
Wenn ich so darüber nachdenke, wäre das vielleicht ein Projekt für die Zukunft.
In der Gegenwart allerdings gibt’s von mir ein neues Buch, das im November herauskommen wird, oben genannte Ingredienzien nicht enthält (und kein Kriminalroman ist)
Meinem großartigen Verleger ist es zu danken, dass zwischen den Buchdeckeln keinerlei Kompromisse stecken müssen. Kein Dilemma – nur ganz oder gar nicht. Ich freu mich tierisch drauf und werde schon von den „Neuerscheinungswehen“ gepackt.
Der Countdown läuft. Noch vier Wochen. Stay tunend.
Und um all die netten Anfragen halbwegs zu beantworten, ob und wann der Hauptkommissar Sandner wieder loslegt – demnächst mehr darüber. Auch da gibt’s gute Neuigkeiten.

Charles Bukowski hat einmal sinngemäß gesagt, vernünftige Autoren palavern nicht übers Schreiben – wo er recht hatte, hatte er recht.
Wenn ich es hiermit doch getan habe, bin ich entweder unvernünftig, ansonsten – Mea maxima culpa.
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